Die Anfänge
Erst mit dem Anschluss Pleinfelds an das Eisenbahnnetz (ca. 1850) und der Errichtung einer Bahnstation am Ort siedelten sich vermehrt auch Bahnbedienstete protestantischer Konfession in dem bis heute mehrheitlich katholischen Ort an.
So zählte man z.B. 1874 in Pleinfeld (einschließlich der nahen Wassermühlen an der Schwäbischen Rezat und der Dörfer und Weiler der Umgebung) insgesamt 64 Erwachsene und 47 Kinder evangelischer Konfession.
Den Wunsch nach selbständigerem gottesdienstlichen Leben belegt das erhaltene „Gesuch des Komitees auf Einrichtung protestantischer Gottesdienste in Pleinfeld“ vom 29. Oktober 1874, gerichtet an das „Königliche Oberkonsistorium in München“.
Für die daraufhin genehmigten 13 Gottesdienste im Jahr stellte der Markt Pleinfeld einen Betsaal im ehemaligen Landgerichtsgebäude (sog. „Kloster“) zur Verfügung. Die seelsorgerliche Betreuung übernahmen Pfarrer aus dem nahegelegenen Weißenburg.
Neun Jahre später strebte man bereits nach einem eigenen Gotteshaus. Dem kam die Marktgemeinde Pleinfeld entgegen, indem sie kostenlos ein Grundstück zur Verfügung stellte. 1883 erfolgte die Grundsteinlegung; die Einweihung der Kirche fand am 28. September 1884 statt. Im selben Jahr beantragte man, wieder beim „Königlichen Oberkonsistorium München“, die Errichtung einer eigenen „Filialkirchengemeinde Pleinfeld“.
Eine Gedenktafel auf der linken Seite des Innenraums weist darauf hin, daß die Realisierung des Kirchenbaus nur über Spenden bzw. durch Eigenleistungen möglich war.
So wird z.B. in einer Kirchenchronik aus dieser Zeit darauf hingewiesen, daß der „Königliche Bezirksamtmann Brand“ nicht nur in seinem Weißenburger, sondern auch in benachbarten königlichen Bezirksämtern eine Kollekte „von Haus zu Haus“ erhob. Diese war so erfolgreich, daß nicht nur der gesamte Bau einschließlich Einrichtung schuldenfrei wurde, sondern auch noch ein Überschuß von 4.500 Reichsmark den Grundstock für eine Kirchenstiftung bilden konnte.
Weitere denkwürdige Daten in den folgenden zehn Jahren waren die staatlichen Genehmigungen, in der neuen Gemeindekirche auch Taufen, Konfirmationen und Trauungen vornehmen sowie Religionsunterricht erteilen und eine Orgel aufstellen zu dürfen.
Die Kosten von 1.705 Reichsmark für die Orgel brachte man auch diesmal wieder durch das bewährte Mittel einer „Haussammlung“ auf.
- Fortsetzung folgt! -
Derzeit arbeitet das "Chronik-Team" an der Weiterschreibung der detaillierten Geschichte.
In aller Kürze die weitere Entwicklung:
Um 1945 lebten knapp 200 Evangelische in Pleinfeld. Zahlreiche Familien aus Jerking (Ungarn) siedelten sich in Pleinfeld an. Die Zahl der Mitglieder steigt seitdem konstant an. Mit dem Bau des Großen Brombachsees und der Erschließung weiterer Baugrundstücke wurde Pleinfeld in den letzten Jahren zu einer der am schnellsten wachsenden Kirchengemeinde im Kirchenkreis Nürnberg.
Mittlerweile ist Pleinfeld nach Weißenburg die zweitgrößte Kirchengemeinde im Dekanatsbezirk Weißenburg mit knapp 1.420 Mitgliedern (Stand November 2023).